Biographische Notizen zu Hermann Behnken

30.09.1889 geb. in Hamburg
1908

Absolvent der Gelehrtenschule zum Johanneum, Hamburg

Studium in Hamburg, Jena, Berlin - zunächst Theologie, dann Philosophie, Astronomie, Chemie, später Mathematik und Physik

Schüler von Planck und Blasius

Wiss. Assistent am Kaiserlichen Telegrafenversuchsamt

1913 Berufung an die Physikalisch-Technische Reichsanstalt (Präsident Warburg)
1914

Promotion bei Sering und Rubens

Thema: "Über die Polarisation kurzer Hertz'scher Wellen durchmetallische Gitter", "summa cum laude" und mit Fakultätspreis ausgezeichnet

Koreferent der Arbeit: Max Planck

1914 - 1918 Kriegsfreiwilliger
1919 Rückkehr zur Physikalisch-Technischen Reichsanstalt und Beginn der wissenschaftlichen Forschungsarbeit, vornehmlich Untersuchungen über Röntgenstrahlen und auf dem Gebiet der Dosimetrie
1924 Annahme der absolute Einheit der Röntgenstrahlendosis durch die Deutsche Röntgengesellschaft
1925  Vorstand des Röntgen-Labors und Ernennung zum Mitglied der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt
1928 Röntgeneinheit und offizielle Bezeichnung "1 Röntgen" international anerkannt (Stockholm)
1928 erster Forschungsaufenthalt in den USA, Graduierung zum F.A.C.R. ehrenhalber
1935 Oberregierungsrat und Mitglied der PTR
bis 1938 weitere Aufenthalte in den USA und Gastvorlesungen
1914 - 1939

Veröffentlichung von ca. 35 wiss. Abhandlungen

namhafter, international gesuchter Experte und Gutachter für wiss.Institute, Industrie und Behörden auf dem Gebiet der Röntgen-Strahlenforschung und –technik und der Dosimetrie
Mitinitiator des Deutschen Röntgen-Museums
Gewähltes bzw. Ehrenmitglied folgender wiss. Gesellschaften

  1. American College of Radiology
  2. Deutsche Röntgen-Gesellschaft, Vorsitzender 1939
  3. Deutsche Physikalische Gesellschaft
  4. Deutsche Gesellschaft für Technische Physik
  5. Röntgen-Vereinigung und Ärztlicher Verein für Strahlenkunde
  6. Gesellschaft für Natur- und Heilkunde Berlin
1940 Reserveoffizier, zunächst an der Front, dann vornehmlich als Wissenschaftler
1945 vermisst in der Schlacht um Berlin im April 1945

Hermann Behnken gehörte zu den führenden Pionieren der Radiologie in Deutschland und ist der "Vater" der - inzwischen allerdings veralteten - Dosiseinheit "Röntgen". Geboren wurde Behnken am 30. September 1889 in Hamburg, wo er seine Kindheit und Jugend verbrachte und am angesehenen Johanneum Ostern 1908 sein Abitur ablegte. Seinen naturwissenschaftlichen Interessen entsprechend, studierte er in den folgenden Jahren Mathematik und Naturwissenschaften - zunächst in Jena und dann in Berlin, wo er an der Jahreswende 1913/14 sein Studium mit der Promotion bei Heinrich Rubens abschloss. Das Thema seiner Dissertation lautete "Über die Polarisation kurzer Hertz'scher Wellen durchmetallische Gitter", wurde mit "summa cum laude" sowie dem Fakultätspreis ausgezeichnet und Max Planck fungierte als Koreferent der Arbeit.

Anschließend war er zunächst für kurze Zeit Mitarbeiter des Telegraphen-Versuchsamtes der Reichspost in Berlin, doch schon im Herbst 1913 wechselt er zur Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Charlottenburg, die seine berufliche und wissenschaftliche Heimat bis zu seinem Tode wird. Allerdings ist sein dortiges Wirken nachhaltig durch die beiden Weltkriege gezeichnet, denn von den 33 Dienstjahren, in denen er es bis zum wissenschaftlichen Mitglied der Reichsanstalt und zum Leiter des Röntgenlabors aufstieg,  war er ein Drittel Soldat. Aus dem ersten Weltkrieg kehrt er noch verwundet und hochdekoriert zurück, wogegen sich in den letzten Tagen des zweiten Weltkriegs seine Spuren in der Schlacht um Berlin im April 1945 verlieren.

Der Schwerpunkt seines wissenschaftlichen Lebenswerkes lag auf dem Gebiet der Radiologie. Behnkens physikalische und technische Arbeiten haben entscheidend dazu beigetragen, auf der anfangs unsicheren Basis ungenauer, mehr phänomenologischer Strahlungsmessung, das solide Fundament der modernen Präzisionsdosiometrie zu formen. Die Ionisationswirkung der Röntgenstrahlung nutzend, entwickelte er zu Beginn der zwanziger Jahre eine Ionisationskammer, die sogenannte "Faßkammer", mit der sich eine auf der Luftionisation beruhende Dosiseinheit für die Röntgenstrahlung, eben das "Röntgen“, definieren ließ. Diese wurde 1924 in Deutschland als gesetzlich verbindlicher Röntgenstandard eingeführt, und Behnken hat nichts unversucht gelassen, diese auch international durchzusetzen. So ist er z.B. mit seiner Faßkammer 1927 in die USA gereist, um am NSB Vergleichsmessungen zu realisieren. Die gute Übereinstimmung dieser Vergleichsmessungen haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Behnkens Meßmethodik und damit die deutsche Definition des "Röntgen" 1928 mit geringfügigen Änderung auf dem zweiten Internationalen Radiologenkongreß in Stockholm auch als internationale Dosiseinheit verbindlich übernommen wurde. Sicherlich der größte wissenschaftliche Erfolg Behnkens, der zahlreiche Ehrungen nach sich zog – u.a. wurde er 1928 Ehrenmitglied des renommierten American College of Radiology.

Text: Dr. Dieter Hoffmann (Januar 2001)